Neue COVID-Variante LP.8.1 erreicht Europa: Was das für uns bedeutet

Quelle: 20min.ch

Schon wieder eine neue COVID-Variante – wenn du beim Lesen dieser Überschrift seufzt, verstehen wir das nur zu gut. Die Variante LP.8.1 macht derzeit Schlagzeilen und breitet sich auch in Europa und der Schweiz aus. Als Menschen, die selbst von COVID-19 und seinen Langzeitfolgen betroffen sind, wissen wir, wie belastend solche Nachrichten sein können. Lass uns gemeinsam schauen, was dahintersteckt und was das für uns alle bedeutet.

Was passiert gerade?

Die Variante LP.8.1 ist nicht ganz neu – sie wurde bereits im Herbst 2024 entdeckt. Seit Anfang dieses Jahres breitet sie sich aber deutlich schneller aus. Im Januar hat die WHO sie als “eine zu überwachende Variante” eingestuft. Mittlerweile dominiert sie in vielen Ländern:

  • In den USA verursacht sie 55% aller COVID-Fälle
  • Im Vereinigten Königreich sind es mindestens 60%
  • In der Schweiz zeigen Abwasseranalysen, dass sie je nach Region bereits 30-60% der Virenlast ausmacht

Das Wichtigste in Kürze

Die schlechte Nachricht: LP.8.1 ist ansteckender als frühere Varianten. Das liegt an sechs verschiedenen Mutationen, wobei eine besonders dafür sorgt, dass sich das Virus leichter übertragen lässt.

Die gute Nachricht: Die Variante führt nicht zu schwereren Krankheitsverläufen. Wer sich ansteckt, muss mit den bekannten Symptomen rechnen – Fieber, Schnupfen, Husten, Halsschmerzen sowie Kopf- und Gliederschmerzen.

Bei den Impfungen: Die Variante ist etwas resistenter gegen bestehende Impfstoffe, aber diese bieten weiterhin wichtigen Schutz, besonders vor schweren Verläufen.

Die Wissenschaft dahinter – verständlich erklärt

LP.8.1 gehört zur sogenannten Omikron-Familie und ist eine Untervariante von BA.2. Wissenschaftler haben festgestellt, dass die sechs Mutationen hauptsächlich das Spike-Protein betreffen – das ist der Teil des Virus, mit dem es an unsere Zellen andockt. Eine dieser Mutationen (L455S) scheint besonders wichtig zu sein, weil sie dem Virus hilft, sich besser an die ACE2-Rezeptoren in unseren Zellen zu binden.

Was bedeutet das in einfachen Worten? Das Virus hat sich so verändert, dass es “klebriger” geworden ist – es haftet besser an unseren Zellen und kann sich daher leichter von Person zu Person übertragen. Gleichzeitig kann es auch etwas besser den Antikörpern ausweichen, die durch Impfungen oder frühere Infektionen entstanden sind.

Aber – und das ist wichtig – diese “Verbesserungen” des Virus beziehen sich nur auf die Übertragung und das Umgehen der Immunabwehr. Die Fähigkeit, schwere Erkrankungen zu verursachen, hat sich nicht verstärkt. Das liegt daran, dass die Mutationen hauptsächlich die Bereiche betreffen, die für die Ansteckung zuständig sind, nicht die für die Schwere der Erkrankung.

Was bedeutet das für uns Long-COVID-Betroffene?

Wenn man schon einmal durch die Hölle einer COVID-Infektion und ihrer Nachwirkungen gegangen ist, sind Nachrichten über neue Varianten besonders beunruhigend. Viele von uns haben ein geschwächtes Immunsystem oder kämpfen noch immer mit den Folgen der ersten Infektion.

Eine Reinfektion ist das Letzte, was wir gebrauchen können – sie kann bestehende Symptome verstärken oder ganz neue Beschwerden auslösen. Das wissen wir leider aus eigener Erfahrung oder von anderen Betroffenen.

Warum sind wir besonders gefährdet?

Aus medizinischer Sicht gibt es mehrere Gründe, warum Long-COVID-Betroffene ein erhöhtes Risiko haben:

Immunsystem-Dysregulation: Bei vielen Long-COVID-Patienten ist das Immunsystem dauerhaft aktiviert (Hyperinflammation) oder aber geschwächt. Studien zeigen, dass bestimmte Immunzellen (wie T-Zellen und NK-Zellen) bei Long-COVID-Betroffenen anders funktionieren als bei Gesunden.

Virale Persistenz: Es gibt Hinweise darauf, dass bei manchen Long-COVID-Patienten noch Virusreste im Körper vorhanden sein könnten, die das Immunsystem permanent beschäftigen. Eine neue Infektion könnte diesen Zustand verstärken.

Mitochondriale Dysfunktion: Die Kraftwerke unserer Zellen, die Mitochondrien, sind bei vielen Long-COVID-Betroffenen beeinträchtigt. Das führt zu den typischen Erschöpfungssymptomen und könnte die Immunabwehr schwächen.

Endotheliale Schäden: COVID-19 schädigt oft die Blutgefäße (Endothel). Bei Long-COVID-Patienten sind diese Schäden teilweise noch nicht verheilt, was das Risiko für weitere Komplikationen erhöht.

Reinfektion – was sagt die Forschung?

Aktuelle Studien zeigen leider, dass Reinfektionen bei Long-COVID-Betroffenen häufiger auftreten und oft schwerer verlaufen als bei Menschen ohne Vorerkrankung. Eine große britische Studie aus 2024 fand heraus, dass Menschen mit Long COVID ein 1,5-fach höheres Risiko für eine Reinfektion haben.

Noch beunruhigender: Bei etwa 40% der Long-COVID-Patienten, die sich reinfiziert haben, verschlechterten sich die bestehenden Symptome deutlich. Bei 25% kamen neue Symptome hinzu. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das bereits geschwächte System einem erneuten “Angriff” nicht gut standhalten kann.

Was können wir tun?

Schutz nicht vergessen: Auch wenn um uns herum viele so tun, als wäre alles vorbei – für uns kann es sinnvoll sein, weiterhin Masken zu tragen. Besonders in vollen Räumen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder schlecht belüfteten Bereichen.

Impfstatus überprüfen: Das BAG empfiehlt Impfungen weiterhin für Risikogruppen – das sind Menschen ab 65, Personen ab 16 mit Vorerkrankungen und Schwangere. Viele von uns gehören dazu, auch wenn wir vielleicht noch jung sind. Im Zweifel lohnt sich ein Gespräch mit dem Arzt.

Auf den Körper hören: Wir wissen alle, wie wichtig ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und – soweit möglich – etwas Bewegung sind. Gerade wenn das Immunsystem schon angeschlagen ist.

Zusätzliche Schutzmaßnahmen – was wirklich hilft

FFP2-Masken statt Stoffmasken: Studien zeigen, dass FFP2-Masken bei korrektem Sitz bis zu 95% der Aerosole filtern können. Gerade bei ansteckenderen Varianten wie LP.8.1 ist das ein wichtiger Unterschied zu einfachen Stoffmasken.

Luftqualität beachten: CO2-Messgeräte können helfen, schlecht belüftete Räume zu erkennen. Werte über 1000 ppm deuten auf schlechte Luftqualität hin. Apps wie “CO2-Timer” können dabei helfen, regelmäßig zu lüften.

Timing von Impfungen: Für Long-COVID-Betroffene kann das Timing von Auffrischungsimpfungen besonders wichtig sein. Manche vertragen Impfungen besser, wenn ihre Symptome gerade stabiler sind. Das sollte individuell mit dem Arzt besprochen werden.

Nasenspülungen: Regelmäßige Nasenspülungen mit Salzlösung können helfen, die Viruslast in den oberen Atemwegen zu reduzieren. Das ist besonders nach Aufenthalten in Risikogebieten sinnvoll.

Immunsystem-Support: Vitamin D, Zink und Vitamin C können bei nachgewiesenen Mängeln sinnvoll sein. Aber Vorsicht: Nicht alle Nahrungsergänzungsmittel sind hilfreich, manche können sogar schaden. Am besten vorher Blutwerte checken lassen.

Keine Panik, aber auch kein Leichtsinn

Die WHO stuft das Risiko durch LP.8.1 als gering ein. Das beruhigt erstmal. Trotzdem sollten wir die Augen offenhalten, denn es kommen schon die nächsten Varianten:

  • Die XFG-Variante entwickelt sich aus LP.8.1
  • Die NB.1.8.1-Variante hat in China und Hongkong bereits für deutlich mehr Notaufnahme-Besuche und Krankenhausaufenthalte gesorgt

Das Virus macht keine Pause, und wir müssen lernen, damit zu leben.

Was die Zahlen wirklich bedeuten

Wenn Experten sagen, das Risiko sei “gering”, beziehen sie sich meist auf die Gesamtbevölkerung. Für uns als vulnerable Gruppe können die Zahlen anders aussehen:

Übertragbarkeit: LP.8.1 hat einen Reproduktionswert (R-Wert) von etwa 1,3-1,5. Das bedeutet, dass eine infizierte Person im Durchschnitt 1,3 bis 1,5 weitere Personen ansteckt. Zum Vergleich: Die ursprüngliche Alpha-Variante hatte einen R-Wert von etwa 1,2.

Krankenhausaufenthalte: Auch wenn LP.8.1 nicht zu schwereren Verläufen führt, steigen die absoluten Zahlen der Krankenhausaufenthalte durch die höhere Ansteckungsrate. In den USA sind die COVID-bedingten Klinikeinweisungen seit April um 15% gestiegen.

Long-COVID-Risiko: Erste Daten deuten darauf hin, dass auch LP.8.1 Long COVID verursachen kann. Das Risiko scheint ähnlich hoch zu sein wie bei anderen Omikron-Varianten – etwa 10-15% der Infizierten entwickeln längerfristige Symptome.

Laborwerte und Biomarker – was uns verrät, wie es uns geht

Für Long-COVID-Betroffene kann es sinnvoll sein, bestimmte Blutwerte regelmäßig checken zu lassen:

Entzündungsmarker: CRP, IL-6 und TNF-alpha zeigen an, ob im Körper noch chronische Entzündungen ablaufen. Erhöhte Werte können ein Zeichen dafür sein, dass das Immunsystem überaktiv ist.

Immunstatus: IgG-, IgM- und IgA-Antikörper geben Auskunft über den aktuellen Immunschutz. T-Zell-Tests können zeigen, ob die zelluläre Immunität noch funktioniert.

Mikronährstoffe: Vitamin D, B12, Folsäure, Zink und Selen sind wichtig für ein funktionierendes Immunsystem. Mängel sind bei Long-COVID-Patienten häufig.

Herz-Kreislauf-Parameter: Troponin, NT-proBNP und D-Dimere können Hinweise auf Herzschäden oder Thromboserisiko geben – beides kann bei Long COVID erhöht sein.

Warum wir zusammenhalten müssen

Wenn neue Varianten auftauchen, wird wieder deutlich, wie wichtig es ist, dass wir uns gegenseitig unterstützen. Viele Menschen verstehen einfach nicht, was es bedeutet, mit Long COVID zu leben oder Angst vor einer Reinfektion zu haben.

Deshalb ist der Austausch mit anderen Betroffenen so wertvoll:

Echte Tipps: Wer selbst betroffen ist, weiß, welche Ärzte wirklich helfen, welche Behandlungen funktionieren und wie man den Alltag mit den Symptomen meistert.

Verständnis: Hier muss man nicht erklären, warum man nach dem Einkaufen erschöpft ist oder warum die Angst vor einer neuen Ansteckung real ist.

Aktuelle Infos: Gemeinsam können wir neue Entwicklungen besser einschätzen und uns vor Fehlinformationen schützen.

Hoffnung: Der Kontakt zu anderen zeigt, dass man nicht allein ist und dass es Wege gibt, mit der Situation umzugehen.

Die Psychologie des Zusammenhalts

Was in Selbsthilfegruppen passiert, ist wissenschaftlich gut erforscht. Der Austausch mit anderen Betroffenen aktiviert mehrere positive psychologische Mechanismen:

Soziale Unterstützung: Studien zeigen, dass Menschen mit starken sozialen Netzwerken ein um 50% niedrigeres Risiko für Depressionen haben. Bei chronischen Erkrankungen wie Long COVID ist dieser Effekt noch stärker.

Peer-Learning: Informationen von anderen Betroffenen werden oft besser angenommen als Ratschläge von Ärzten oder Therapeuten. Das liegt daran, dass die “Glaubwürdigkeit durch Erfahrung” besonders hoch ist.

Selbstwirksamkeit: Der Austausch mit anderen, die ähnliche Herausforderungen gemeistert haben, stärkt das Gefühl, selbst etwas bewirken zu können. Das ist ein wichtiger Schutzfaktor gegen Hilflosigkeit und Depression.

Normalisierung: In einer Gruppe von Betroffenen fühlen sich die eigenen Symptome und Sorgen “normal” an. Das reduziert Scham und Selbstvorwürfe, die bei seltenen oder wenig verstandenen Erkrankungen häufig auftreten.

Digitale Gesundheitskompetenz – warum sie so wichtig ist

In Zeiten von Fehlinformationen und widersprüchlichen Studien ist es entscheidend, verlässliche Quellen zu finden und Informationen richtig einzuordnen:

Studienqualität bewerten: Nicht jede Studie ist gleich aussagekräftig. Peer-reviewte Studien mit großen Teilnehmerzahlen sind verlässlicher als Preprints oder kleine Pilotstudien.

Interessenskonflikte erkennen: Wer finanziert eine Studie? Haben die Autoren finanzielle Verbindungen zu Pharmaunternehmen? Das muss nicht schlecht sein, sollte aber transparent sein.

Medienberichte hinterfragen: Viele Medien übertreiben oder vereinfachen wissenschaftliche Ergebnisse. Es lohnt sich, die Originalquelle zu suchen und zu lesen.

Persönliche Relevanz einschätzen: Eine Studie mit gesunden 20-Jährigen sagt wenig über 50-jährige Long-COVID-Patienten aus. Die Übertragbarkeit von Ergebnissen ist wichtig.

Hier findest du Unterstützung

Falls du noch nicht Teil einer Gemeinschaft von Betroffenen bist – das solltest du ändern. Niemand muss das alleine durchstehen. Bei “Ich bin kein Einzelfall” kannst du dich mit anderen austauschen, die wirklich verstehen, was du durchmachst.

Du kannst ganz unverbindlich mit den kostenlosen Mitgliedschaftsoptionen anfangen und schauen, ob es das Richtige für dich ist.

Außerdem sammeln wir laufend aktuelle Informationen zu COVID-19 und Long COVID – damit du immer auf dem neuesten Stand bleibst, ohne dich durch widersprüchliche Medienberichte kämpfen zu müssen.

Und was nun?

LP.8.1 ist ansteckender, aber nicht gefährlicher als andere Varianten. Für uns als Betroffene heißt das: wachsam bleiben, aber nicht in Panik verfallen. Wir haben schon so viel durchgestanden – wir schaffen das auch.

Das Wichtigste: Du bist nicht allein. Egal ob du Fragen hast, dir Sorgen machst oder einfach mal reden möchtest – es gibt Menschen, die dich verstehen.

Praktische Schritte für die nächsten Wochen

Kurzfristig (nächste 2 Wochen):

  • Informiere dich über die aktuelle Lage in deiner Region (Abwassermonitoring, lokale Infektionszahlen)
  • Überprüfe deinen Maskenvorrat und besorge ggf. neue FFP2-Masken
  • Vereinbare einen Termin mit deinem Hausarzt, um Impfstatus und Risikofaktoren zu besprechen

Mittelfristig (nächste 2 Monate):

  • Lass wichtige Blutwerte checken (Vitamin D, B12, Entzündungsmarker)
  • Plane wichtige Termine oder Reisen mit Bedacht – vermeide Hochrisikosituationen
  • Baue dir ein Unterstützungsnetzwerk auf, falls du noch keins hast

Langfristig:

  • Bleibe über neue Entwicklungen informiert, aber lass dich nicht von jedem neuen Bericht verunsichern
  • Arbeite an deiner Resilienz – körperlich und psychisch
  • Teile deine Erfahrungen mit anderen, die in ähnlichen Situationen sind

Ein Wort zur Hoffnung

Auch wenn es manchmal nicht so aussieht: Die Forschung zu Long COVID macht Fortschritte. Neue Behandlungsansätze werden entwickelt, das Verständnis für die Erkrankung wächst, und immer mehr Ärzte nehmen die Symptome ernst.

Gleichzeitig lernen wir alle, besser mit der Unsicherheit umzugehen. Das Virus wird sich weiter verändern, aber wir werden auch weiter lernen – über Schutzmaßnahmen, über Behandlungen und über uns selbst.

Pass auf dich auf und bleib stark.


Du hast Erfahrungen mit der neuen Variante gemacht oder willst dich einfach mit anderen austauschen? Bei uns findest du Menschen, die wirklich verstehen, was du durchmachst.

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